Energieversorgung als Bergtour
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10 Minuten
02.06.2025

Auch wenn die Sonne kostenlos auf unsere Dächer scheint – der Wert der Sonnenenergie schwankt stark und hängt davon ab, wann und wo sie produziert und ins Netz eingespeist wird. Für die Elektra bringt dies eine Reihe von Herausforderungen, für die sie aktuell Lösungen erarbeitet.

Wer eine Bergtour plant, sollte sich im Voraus sorgfältig mit der Wetterprognose auseinandersetzen.
Gleiches gilt für Energieversorgerinnen wie die Elektra, wenn sie ihren Stromeinkauf planen. Denn dank des erfreulichen Zubaus von Photovoltaik in den vergangenen Jahren speisen immer mehr Anlagen Strom ins Netz ein – aber nur, wenn die Sonne scheint. Verdeckt eine Wolke die Sonne, sinkt die Produktion abrupt.

Ist trübes Wetter angesagt, kauft die Elektra Strom am Markt ein. Sagt die Prognose hingegen Sonnenschein voraus, hält sie sich entsprechend zurück. Was aber, wenn die Prognosen nicht zutreffen?
Falls das Wetter weniger sonnig ist als vorausgesagt, muss sie kurzfristig sogenannte Ausgleichsenergie am Markt einkaufen – häufig zu sehr hohen Preisen. Im umgekehrten Fall, wenn es unerwartet sonnig ist, speisen zur gleichen Zeit viele Solaranlagen Strom ins Netz ein – mehr, als die Elektra braucht.

Um das Netz auszugleichen, muss sie den überschüssigen Strom verkaufen. Dabei kann es vorkommen, dass am Markt sogar Negativpreise entstehen, weil das Angebot höher ist als die Nachfrage. Statt dass sie für den nicht benötigten Solarstrom Geld bekommt, muss die Elektra in diesem Fall also sogar für den Verkauf bezahlen.

Neue Rückliefertarife ab 2026

Im Juni 2024 hat die Schweizer Stimmbevölkerung das revidierte Stromgesetz angenommen, das unter anderem eine neue, national einheitliche Regelung für Rückliefertarife (oder Einspeisevergütung) für Solarstrom vorsieht – also den Preis, den Solarstromproduzentinnen und -produzenten erhalten, wenn sie ihren Strom ins Netz zurückspeisen.

Ab 2026 legt der Bund diese Rückliefertarife einheitlich für jedes Quartal rückwirkend fest. Für Produzentinnen und Produzenten von Solarstrom bedeutet dies, dass ihre Einspeisevergütung je nach Marktlage schwankt. Im besten Fall profitieren sie von hohen Vergütungen, in Zeiten eines Überangebots
fällt die Vergütung jedoch tief aus. Womit sie sich in jedem Fall werden arrangieren müssen: Die finanziellen Erträge werden stärker schwanken, und die Wirtschaftlichkeitsrechnungen für Solaranlagen werden
anspruchsvoller.

Top vorbereitet

Aber auch für die Elektra erhöht der Solarboom die finanziellen Unsicherheiten: Die Investitionen in den Netzausbau steigen, die Kosten für Ausgleichsenergie schwanken, die Rückliefertarife gelten rückwirkend und nur noch für ein Quartal statt für das ganze Jahr. Und mit steigendem Eigenverbrauch aus den Solaranlagen wird es auch immer schwieriger, den Strombedarf der Elektra-Kundinnen und -Kunden vorherzusehen. Damit wird es zu einer Herausforderung, die Strompreise zu kalkulieren und die Investitionen zu planen. Denn wie bei einer Bergtour bleibt das Wetter ein Unsicherheitsfaktor.

Egal, wie die Prognose lautet, ein Regenschutz gehört immer in den Wanderrucksack, genauso wie die Sonnencreme. Gleich verhält es sich bei der Stromversorgung: Die Elektra muss für alle Szenarien vorbereitet sein.

Lösungsansätze der Elektra

Finanzielle Anreize für Stromverbraucherinnen und -verbraucher.

Technische Lösung zur Harmonisierung von Produktion und Verbrauch von Solarstrom.

Verbesserung der Energieprognosen

Verschiedene Interessen wahren

Als genossenschaftliche Energieversorgerin ist die Elektra verschiedenen Interessen verpflichtet: einerseits ihren Kundinnen und Kunden in der Grundversorgung, die möglichst tiefe Preise erwarten; andererseits den Produzentinnen und Produzenten von Solarstrom, die ihre Anlage amortisieren wollen und deshalb an attraktiven Rückliefertarifen interessiert sind. Um diese verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen, packt die Elektra gewissermassen drei Lösungsansätze in ihren «Versorgungs-Rucksack». Zunächst schafft sie finanzielle Anreize für alle Stromverbraucherinnen und -verbraucher, um den Strom dann zu nutzen, wenn er verfügbar ist. Der zweite Ansatz besteht aus technischen Lösungen, um die Produktion und den Verbrauch von Sonnenenergie zu harmonisieren. Und der dritte Lösungsansatz liegt schliesslich darin, die Energieprognosen weiter zu verbessern, um so noch genauer zu wissen, wann mit wie viel Produktion zu rechnen ist. Denn eine gute Vorbereitung ist das A und O für eine möglichst gute Energieversorgung.
Ganz wie bei der Bergtour.

Autor*in Simon Eberhard
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