So will die Schweiz die Stromversorgung sichern
Eine ausbalancierte Waage zeigt auf der einen Seite eine Glühbirne, auf der anderen Seite drei Gewichte.
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5 min
22.03.2022

Eine zuverlässige Energie­versorgung ist für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft zentral. Deshalb ist es ent­schei­dend, dass Politik und Bevölkerung ge­mein­schaft­lich zur Ver­sor­gungs­sicher­heit beitragen. Im Februar hat der Bundesrat ein Massnahmenpaket ge­schnürt, um der Strom­knap­pheit gezielt ent­gegen­zu­wirken.

Wir befinden uns an einem Wende­punkt. Bald brauchen wir in der Schweiz mehr Strom als uns heute zur Verfügung steht. Bis ins Jahr 2050 rechnen Expertinnen und Experten mit einem zusätzlichen Strombedarf, der die Produktionsmenge der heutigen Wasserkraft komplett verschlingt. Eine starke Verbesserung der Energie­ef­fizienz allein kann diese Entwicklung nicht aufhalten. Hinzu kommt, dass mit der drohenden Stromknappheit nicht nur wir, sondern alle europäischen Staaten umgehen müssen. Aktuell bezieht die Schweiz jährlich für etwa fünf Milliarden Franken Energie aus dem Ausland. Es zeigt sich ab, dass Energie­importe zu guten Konditionen in Zukunft nicht mehr möglich sein werden.

Sichere Stromversorgung – jederzeit, ausreichend und ohne Unterbruch

Nur wenn in der Schweiz genug Strom produziert wird und die Netze stabil sind, kann die Versorgungssicherheit garantiert werden. Damit die Ver­braucher­innen und Verbraucher die gewünschte Menge an Elektrizität jederzeit, ohne Unterbruch und zu angemessenem Preis beziehen kann, muss die drohende Versorgungslücke geschlossen werden. «Es braucht einen massiven und viel schnelleren Ausbau aller erneuerbaren Energien im Inland», ist VSE-Direktor Michael Frank im Interview überzeugt. Diesen dringenden Handlungsbedarf sieht auch der Bundes­rat. Er setzt sich für eine ausreichende, breit gefächerte, sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energie­ver­sorgung ein. Die Ziele der Energiestrategie 2050 dienen dabei als Leitsterne: der Ausstieg aus der Kernen­ergie, die Steigerung der Energie­ef­fizienz und der Ausbau erneuerbarer Energien.

Reserven für den Notfall

Bereits ab dem Winter 2022/23 will der Bundesrat eine Wasser­kraft­reserve einrichten. Speicher­kraft­werks­betreiber behalten eine bestimmte Menge Energie zurück, auf die dann bei Bedarf zurück­gegriffen werden kann. Im Fall aus­serordentlicher Knapp­heits­situationen sollen zusätzlich klimaneutral betriebene Reserve-Kraftwerke zum Einsatz kommen. Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kom­munikation (UVEK) bereitet aktuell die benötigten Bestimmungs­anpas­sungen vor und beginnt mit den Vor­be­reitungs­arbeiten für eine allfällige Aus­schrei­bung von Reserve-Kraftwerken.

Mehr Wind- und Wasserkraft

Grosse Wasser- und Wind­kraft­anlagen werden eine ent­schei­dende Rolle bei der Sicherung der Schweizer Strom­ver­sorgung spielen. Anfang Februar 2022 hat der Bundesrat deshalb ent­schie­den, die Planungs- und Bewil­ligungs­ver­fahren für solche Anlagen zu be­schleu­nigen. Die Vorlage befindet sich aktuell in der Vernehmlassung durch das Parlament.

Förderung von Solarenergie – auch auf Neubauten

Auch der Zubau bei der Solar­energie will der Bundesrat voran­treiben. Auf Dächern und an Fassaden von Gebäuden liegt in der Schweiz viel Potenzial brach. Um dieses besser zu nutzen, schafft der Bund Anreize: Investitionen für Photo­voltaik-Anlagen können neu nicht nur bei Sanierungen, sondern auch bei Neubauten von den Steuern abgezogen werden. Die Zulassung von Photo­voltaik-Anlagen an Fassaden wird vereinfacht. Die parlamentarische Vernehmlassung dieser Entscheide dauert bis am 23. Mai 2022.

Isabelle und Lukas Loosli blicken aus dem Dachfenster, rund um sie sieht man die Panels der Solaranlage.

Private Stromproduktion stützt die Energiestrategie

Es ist erfreulich, dass immer mehr Schweizerinnen und Schweizer selbst Strom auf ihrem Dach produzieren. Eine positive Entwicklung! Im Verbund mit obenstehenden Massnahmen kann die Selbstversorgung privater Haushalte einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten.

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Autor*in Barbara Zesiger
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