Wahltarif Laden – für Elektromobilist*innen
Jan Giger, Leiter Netze bei der Genossenschaft Elektra mit Sitz in Jegenstorf, lacht in die Kamera. Vor ihm auf dem Tisch ist ein Netzplan ausgebreitet, auf dem ein kleines blaues Matchbox-Auto darüber saust. Beides steht symbolträchtig für den neuen Wahltarif Laden, ein Netztarif für Elektroautomobilisten und mobilistinnen.
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6 min
01.12.2021

Als Leiter Netze ist Jan Giger dafür verantwortlich, dass die Stromversorgung der Elektra sowohl den aktuellen wie auch künftigen Heraus­for­de­rungen standhält. Ein Thema, das ihn dabei beschäftigt, ist die Elektrifizierung des Stras­sen­verkehrs. Ein neuer Lade­tarif für Elektromobilisten soll künftig Lastspitzen am Feier­abend verhindern.

«Systemrelevant» – ein Begriff, der in den letzten Monaten oft gefallen ist und hier­zulande gar zum Wort des Jahres 2020 gewählt wurde. Auch wenn die Mei­nung­en auseinandergehen, welche Sektoren denn nun für Gesellschaft und Wirtschaft unabdingbar sind und welche nicht, steht eines unbestritten fest: Die Strom­bran­che ist systemrelevant, ohne eine intakte Energieversorgung funktioniert nicht viel. «Unsere Aufgabe ist es, diese Ener­gieversorgung für unsere Kundinnen und Kunden jederzeit sicherzustellen», sagt Jan Giger, Leiter Netze bei der Elektra. «Eine spannende Aufgabe, die derzeit durchaus mit einigen Herausforderungen verbunden ist.» Wie wahr, denn die Strom­netze, wie sie heute bestehen, sind sukzessive im Verlauf der letzten rund hundert Jahre entstanden. «Deshalb ist es wichtig, die Netze vorausschauend zu planen und weiterzuentwickeln», sagt Giger, «und nicht zuletzt die Weichen für kommende Herausforderungen zu stel­len.» Womit wir beim Stichwort Elektro­mobilität angelangt sind.

Jan Giger, Leiter Netze bei der Genossenschaft Elektra in Jegenstorf steht vor einem Ausdruck, auf dem die Netze der Elektra eingezeichnet sind.

«Mit dem neuen Ladetarif wollen wir unser Stromnetz entlasten»

Jan Giger, Leiter Netze

Die Krux mit den Lastspitzen

Das Netz der Elektra, keine Frage, ist in tadellosem Zustand. Mit der zu­neh­men­den Elektrifizierung des privaten Stras­sen­ver­kehrs und den dazugehörigen Ladestationen kann es aber durchaus sein, dass das Stromnetz zu Spitzenzeiten an seine Grenzen stösst. «Die Elektra be­grüs­st die Entwicklung der Elektro­mo­bi­li­tät», sagt Jan Giger, der privat ebenfalls ein E-Auto fährt. «Aber als Energie­ver­sor­gerin haben wir festgestellt, dass das Netz dadurch ungleichmässig belastet wird.» Gerade an Werktagen kann es vorkommen, dass das Verteilnetz abends zwischen 18 und 20 Uhr besonders hohe Strombezüge verkraften muss. «Wenn am Abend alle gleichzeitig ihr Elektro­auto aufladen und kochen, verbrauchen wir viel Energie.» Noch sei das kein Pro­blem. «Aber mit zunehmender Elektro­mo­bi­li­tät kann das unser Netz über­las­ten.» Und genau das gilt es zu vermeiden. Deshalb müssen sogenannte Lastspitzen gekappt werden, um punktuelle Strom­eng­pässe und hohe Investitionen zu ver­meiden.

Neuer Sondertarif für Elektromobilität

Die Elektra reagiert auf die neuen He­raus­for­de­rungen und lanciert ab 1. Januar 2022 einen neuen Ladetarif für Elektromobilisten mit eigener Lade­sta­tion. Das Prinzip ist simpel: «Wir wollen vermeiden, dass zu den erwähnten Zeiten das Netz durch Ladevorgänge zusätzlich belastet wird», erklärt Jan Giger. «Des­halb führen wir ein Bonus-Malus-System ein, das jene belohnt, die ihr E-Auto netz­dienlich laden.» Will heissen: Wer werk­tags zwischen 18 und 20 Uhr lädt – wenn ohnehin viel Energie verbraucht wird –, zieht den Malus. Während dieser Zeit kostet die Kilowattstunde gegenüber dem Basispreis zwei Rappen mehr. Wer hingegen flexibel handelt und auf den Samstag oder den Sonntag ausweicht, wird mit einer Preisreduktion von zwei Rappen pro Kilowattstunde belohnt. Bei den restlichen Tages- und Nachtzeiten gilt der übliche Tarif. «Damit lassen sich jährlich etwa fünfzig Franken einsparen, was an und für sich nicht viel ist», re­la­ti­viert Jan Giger. «Aber es geht uns ins­be­sondere um die Sensibilisierung unserer Kundinnen und Kunden.» Und darum, bereits jetzt jene Systeme einzuführen, die künftig immer relevanter sein wer­den. Aktuell kurven rund zweihundert E-Autos durchs Versorgungsgebiet der Elektra. Aber: «Wir gehen davon aus, dass unser Stromabsatz aufgrund der zu­neh­men­den Anzahl an Elektrofahrzeugen in zehn bis fünfzehn Jahren um etwa zwanzig Prozent steigen wird.»

Korrekte Abrechnung dank Smart Meter

Wer aber kontrolliert, wann ich mein Elektro­auto lade und wann nicht? Jan Giger: «Wer sich für den Wahltarif ent­scheidet, wird von uns mit einem Smart Meter ausgestattet, der exakt erfasst und übermittelt, zu welchem Zeitpunkt das Fahrzeug geladen wurde.» Apropos: Was die intelligenten Stromzähler betrifft, befindet sich die Elektra aktuell in der Testphase. Zweihundert Geräte wurden bereits installiert, weitere folgen in den nächsten Monaten und Jahren. Und sie werden künftig noch weitere In­for­ma­ti­onen liefern, die Gigers Arbeit er­leich­tern. «Die Daten der Smart Meter helfen uns bei der Netzplanung, da wir künftig viel genauer wissen werden, wann und wie stark das Stromnetz ausgelastet ist.» Auch hier geht es darum, entsprechende Last­spi­tzen zu erkennen und Lösungen zu finden, sie zu umgehen. «Hohe Last­spi­tzen lösen nicht nur Stromausfälle aus, sondern erfordern unter Umständen einen teuren Netzausbau», sagt Jan Giger. «Je geringer die Spitzenwerte also ausfallen, desto günstiger ist der Strom für uns alle.»

Autor*in Luk von Bergen
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